Archiv 2010

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Aug' in Aug' mit dem Schöcklmonster

Im Vorjahr von der Weltelite des Mountainbike-Sports zur „schwierigsten WM aller Zeiten“ gekürt, blieb der anspruchsvolle Kurs im Norden von Graz auch im Jahr eins nach der WM seinem Ruf treu: Ausgewaschene Singletrails, zähe Anstiege und gemeine Schiebepassagen bildeten das Salz in der ohnehin würzigen Suppe des Bike-Marathon Stattegg. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm machte aus dem Ausdauer-Bewerb ein Fest für die ganze Familie.

„Das ist mit Sicherheit der größte Erfolg meiner Karriere“, jubelte ein sichtlich zufriedener Thomas Strobl nach beinharten 104 Kilometern und 3.818 Höhenmetern. Der Niederösterreicher krönte sich in einer Fahrzeit von 5:03:38 zum Marathon-Europameister der über 30-Jährigen. Georg Koch und Michi Binder komplettierten mit einem Rückstand von vier bzw. fünf Minuten das rein österreichische Podest.
„Es läuft eigentlich die ganze Saison schon gut. Aber heute hat einfach alles gepasst“, so der Vize-Staatsmeister, der sich mit permanenten Antritten aus einer anfangs fünfköpfigen Spitzengruppe lösen konnte.

Und auch bei den Damen war rot-weiß-rot die tonangebende Kombination am Siegertreppchen. Die Grazerin Theresia Kellermayr wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und setzte sich über die 84 km/3.061 Hm lange EM-Distanz der Frauen in 5:07:01 Stunden durch. „Körperlich ging’s mir gar nicht so gut, weil ich ab dem zweiten Drittel Krämpfe hatte. Aber mental war ich heute extrem stark, und die vielen Leute entlang der Strecke hat mich zusätzlich gepusht“, so die strahlende Siegerin. Ihre Vorliebe für schwierige Downhills gepaart mit genauen Streckenkenntnissen taten ein Übriges.
Fünf Minuten hinter der Lokalmatadorin erkämpfte sich die Oberösterreicherin Lisi Unterbuchschachner (Hrinkow-Bikes) noch den Vize-EM-Titel, nachdem sie die Italienerin Lorena Zocca in der Schöckl-Abfahrt überholen konnte.

  • Europameister Thomas Strobl

    Europameister Thomas Strobl

  • Europameisterin Theresia Kellermayr

    Europameisterin Theresia Kellermayr

  • Das Herren-Podium der 104 km-Strecke

    Das Herren-Podium der 104 km-Strecke

  • Das Damen-Podium der 88 km-Strecke

    Das Damen-Podium der 88 km-Strecke

 

Jeder Finisher ein Held
Großartige Leistungen haben aber nicht nur die knapp 100 Teilnehmer der UEC Marathon Masters EM erbracht. „Die Strecken sind allesamt so schwierig, dass eigentlich jeder, der ins Ziel kommt, etwas Bemerkenswertes geschafft hat“, zollt Veranstalter Jürgen Pail vor allem auch den Hobby-Bikern Respekt. Und fügt im Hinblick auf das mit 354 Athleten eher kleine Starter-Feld an: „Dieses Konzept ist sicher nicht auf Teilnehmer-Maximierung ausgelegt. Aber das ist beabsichtigt und wird auch so bleiben.“
Auf der zur Trek Mountainbike Challenge zählenden Classic-Strecke über 66 km und 2.651 Hm setzte sich Hermann Pernsteiner vom MTB Team Bucklige Welt mit deutlichem Vorsprung vor Jakob Nimpf und Markus Preiss durch. Bei den Damen siegte Rosemarie Steinreiber (RC Tri-Run Arbö Weiz) souverän vor Veronika Denk und Nina Sommerauer.
Als einzige vor dem Zugriff des Schöckl-Monsters gefeit waren die Fahrer der Small-Distanz, da diese den Grazer Hausberg links liegen ließ. Allerdings boten selbst die 35 Kilometer und 1.309 Höhenmeter der "Kurzen" genug Gelegenheiten für fahrtechnische Gustostückerl, konditionelle Prüfungen und physikalische Aha-Erlebnisse. Den Sieg einfahren konnten hier Christopher Schwab (Nora Racing Team) bei den Herren und Christina Verhas (Trek Mountainbiker.at) bei den Damen.

  • Small-Gewinner Christopher Schwab

    Small-Gewinner Christopher Schwab

  • Erwin Dietrich in der Falschgraben-Ausfahrt

    Erwin Dietrich in der Falschgraben-Ausfahrt

  • Zum Schreien schöne Trails, findet Thomas Marquardt

    Zum Schreien schöne Trails, findet Thomas Marquardt

 

Einrad, Zweirad, kein Rad, Kinderrad
Rund um den Marathon glänzte die Veranstaltung in Graz/Stattegg mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm und großartiger Stimmung. Der neue Zielbereich beim Lässerhof bewährte sich ebenso wie die dort aufgestellte Leinwand, auf der via Live-Tracking das Renngeschehen hautnah mitverfolgt werden konnte. Erstmals gab es außerdem einen Publikumspoint mit Moderation und Live-Musik beim Alpengasthof Schöckl.
Tags zuvor war dieser eine von mehreren Zwischenstationen des Genussbiker-Marathons. Ohne Rennstress tingelten dabei 40 Aktive von Wirt zu Wirt und kombinierten die moderate sportliche Betätigung mit Kaiserschmarrn, Eierspeis, Kaffee & Co.
Eine weitere Premiere die großen Anklang fand ging mit dem Einrad-Downhill über die Bühne. 36 Wagemutige erklärten bereits Tage zuvor das Veranstaltungsgelände zum Muni-Camp und stürzten sich sodann am Samstag 1:1 übersetzt über 3,6 km und 380 Hm vom Schöckl Richtung Tal. Den Sieg holte sich der Slowene Ziga Sternad. Über den Einrad-Marathon (21 km/655 Hm) wagten sich hingen nur zehn Teilnehmer. Zwei von ihnen leisteten dabei allerdings schier Unglaubliches– wenn auch nicht freiwillig. „Sie haben eine Abzweigung übersehen und sind in den Bürgermeister-Downhill abgebogen und dann bis zum Schöckl hinauf“, berichtet ein noch immer beeindruckter Jürgen Pail.
Wie in Graz bereits Tradition, hatten auch die Nachwuchs-Biker ihren separaten Auftritt. Beachtliche 137 Kids von U5 bis U17 kämpften im Rahmen der Junior Challenge auf dem Gelände des Lässerhofes um Punkte und Positionen.
Und mit dem Bluesfestival am Vorabend der Masters-EM konnten sich schließlich auch jene adäquat auf ihren Renneinsatz vorbereiten, die angesichts der Horrorgeschichten und Eckdaten von der Marathon-Strecke noch eine Ausrede für eventuelles Versagen suchten …

Fotos: Bernd Gruber (8), Sportograf (3)

  • Per Leinwand perfekt über die Zwischenstände informiert.

    Per Leinwand perfekt über die Zwischenstände informiert.

  • Die Muni-Cyclisten konnten sich bei Downhill und Marathon austoben.

    Die Muni-Cyclisten konnten sich bei Downhill und Marathon austoben.

  • Seit Jahren ein Publikumsmagnet in Graz: Die Nachwuchs-Bewerbe.

    Seit Jahren ein Publikumsmagnet in Graz: Die Nachwuchs-Bewerbe.

 


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